Datenschutz: was ist das schlimmste, das passieren kann

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Das Datenschutzgesetz stammt aus einer Zeit, in der Computer in erster Linie bürokratische Instrumente für mächtige Organisationen waren, typischerweise für sehr viele Personen in einer Datenbank und für sehr heikle Daten -- Krankenkassen, Versicherungen, Banken, Arbeitsamt, usw. Das Datenschutzgesetz will Diskriminierung im weitesten Sinne verhindern -- z.B. dass Banken Zugriff auf Patientendaten bekommen, oder Firmen Zugriffe auf Arbeitsamtdaten, um bestimmte Personen herauszufiltern und zu benachteiligen. Eine weitere Sorge hinter dem Datenschutzgesetz ist, dass Konsumentendaten, z.B. aus Gewinnspielen, in riesigen Datensammlungen von Datenhändlern gesammelt werden. Das Datenschutzgesetz gibt jedem das Recht, zu verweigern, dass seine Daten, auch über das bevorzugte Shampoon, irgendwo gespeichert werden. Im 21. Jahrhundert bereiten Google und Facebook hier phantastische Probleme als im 20. Jahrhundert vorstellbar war. Für intime Daten auf den Computern mächtiger Bürokraten hat die Gesetzgebung immer noch ihren Sinn, besonders beim Verbot des Verkaufs der Daten. Es ist in Österreich verboten, z.B. Krankenkassadaten an Pharma-Firmen oder die Fabrikanten für Seniorenwindelhosen zu verkaufen.

Bei den Piratendaten ist das schlimmste, was passieren kann, dass die Mitgliedsdaten am öffentlichen Internet auftauchen. Dort sind die Namen dann in bequemer Reichweite von piratenfeindlichen Personalchefs, die nach Bewerberinnen googeln. Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen. Wenn eine Datenbankadministratorin schlampig, wahnsinnig oder käuflich ist, dann ist diese Person ein Datenleck. Da niemand in Menschen hinein oder in die Zukunft sehen kann, wird Datenschutz immer auch Glücksache bleiben. Weiters ist Datendiebstahl durch Außenstehende immer ein Risiko, besonders in einer Partei, die als Organisation wenig Security-Verständnis hat.

Viel wert sind die Piratendaten im Augenblick nicht. Kommerzielle Verwertung kann der Verfasser keine erkennen, denn die Piraten sind kein besonders privilegiertes Völkchen oder sonstwie als Konsumenten vorgefiltert. Falls die Piratenpartei von Behörden überwacht wird, dann richtet sich deren Aufmerksamkeit vermutlich auf einzelne Personen, die für die Büttel der Obrigkeit schon vorher interessant waren.

Listen mit Klarnamen von vielen Piraten gibt es vermutlich bereits, denn viele kann man durch googeln ermitteln. Noch mehr Namen bekommt man z.B. durch Unterwanderung. Sobald solche Listen irgendwo existieren, besteht das Risiko, dass sie am Internet landen.

Mächtigeren Piratenfeinden, z.B. einem zukünftigen neuen Kaiser von Österreich, stehen andere Routen offen um Piraten zu ermitteln. Erstens kompromittieren die gespeicherten Vorratsdaten Piraten als solche, sobald ihre IP-Adressen häufig bei Piratenservern auftauchen; zweitens kompromittieren z.B. Bankdaten die echten Mitglieder; drittens kann durch Datamining von Facebook-Befreundungen ermittelt werden, wer "abgeholt" werden wird. In solchen Fällen ist unerheblich, ob die Namen zu offiziellen Parteimitgliedern gehören oder bloß zu Sympathisanten. Für Repressalien gilt dann ohnedies immer: mitgelacht = mitgemacht. Der Rechtsweg ist in so einer Zukunft vermutlich auch ausgeschlossen.

Das alles bedeutet aber nicht, dass Datenschutz überflüssig ist.

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